Wir haben uns 2017 dafür entschieden, den WirGarten in Lüneburg als Genossenschaft zu gründen. Er ist Pilotbetrieb für das WirGarten-System, mit dem wir noch viel mehr genossenschaftliche Solawi-Gründungen ermöglichen wollen! In diesem Artikel kannst du nachlesen, warum wir die Genossenschaft für eine richtig gute Rechtsform für einen landwirtschaftlichen Betrieb halten - insbesondere, wenn er mit dem Solawi-Prinzip “Kosten und Ernte teilen” verbunden wird.
Die Menschen einer Region an der Landwirtschaft beteiligen
Für uns stand von Anfang an fest, dass ein WirGarten ein Unternehmen von vielen Bürger:innen sein soll. Denn als Gesellschaft erwarten wir heute von Landwirt:innen, dass sie hochwertige Lebensmittel erzeugen, unsere Kulturlandschaft pflegen, ein hohes Tierwohl gewährleisten, die Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit fördern sowie unsere Gewässer schützen. Und das alles im superkomplexen Zusammenwirken mit der Natur, mit Boden, Pflanzen, Tieren, Wasser und Klima – eine Arbeit, die in Zeiten der Klimakrise mit Wetterextremen immer anspruchsvoller wird! Trotzdem liegt die Verantwortung allein bei den Erzeuger:innen, die auch das Risiko, etwa von Ernteausfällen, tragen.
Deshalb war uns wichtig, dass Bürger:innen und Konsument:innen aktiv Verantwortung übernehmen können, wenn es um ihre Lebensmittelversorgung und unsere Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser und das Klima geht.
Außerdem wollten wir ein Modell finden, das es möglich macht, dass die Investitionen nicht privat von den Gemüsegärtner:innen bzw. Landwirt:innen getragen werden müssen, sondern von den Menschen, die die Lebensmittel konsumieren.
Die Genossenschaft - eine demokratische UND wirtschaftliche Rechtsform
Damit waren wir auf der Suche nach einer demokratischen und wirtschaftlichen Rechtsform, die es möglich macht, dass sich Menschen gleichberechtigt vereinen können. Das Ergebnis der Suche? Die Genossenschaft!
Die Genossenschaft als Rechtsform vereint diesen demokratisch-wirtschaftlichen Anspruch. Alle Mitglieder werden Miteigentümer:innen und tragen gemeinsam das Unternehmensrisiko entsprechend ihrer Einlagenhöhe. Unabhängig von der Einlagenhöhe hat aber jedes Mitglied immer nur eine Stimme. Alle Grundsatzentscheidungen sowie die Wahl vom Vorstand (Geschäftsführung) und Aufsichtsrat (Kontroll- und Beratungsgremium) der Genossenschaft werden demokratisch von allen Mitgliedern auf der Generalversammlung getroffen bzw. gewählt.
Keine private Verschuldung von Gründer:innen, Gemüsegärtner:innen und Landwirt:innen
Konkret bedeutet das auch: Die Investitionen eines genossenschaftlichen Betriebes werden von den Mitgliedern finanziert - durch die Genossenschaftsanteile. Das bedeutet, dass sich nicht einzelne Landwirt:innen oder Gärtner:innen privat verschulden müssen, um einen Betrieb gründen oder übernehmen zu können. Sie sind im Betrieb angestellt, mit festen Löhnen - und können ihn deutlicher einfacher verlassen, wenn sich die Lebensumstände verändern. In unserem Pilotbetrieb in Lüneburg haben über 500 Mitglieder über 250.000€ Eigenkapital aufgebracht, um die Betriebsinfrastruktur und die Betriebsmittel kaufen zu können.
Solawi und Genossenschaft zusammen gedacht: Mitglieder sind Kund:innen und Eigentümer:innen zugleich
Kombiniert man die Genossenschaft mit dem Modell der Solidarischen Landwirtschaft (die Betriebskosten eines Jahres werden durch Beiträge der Mitglieder gedeckt, die dafür die Ernte bekommen), bedeutet das für den landwirtschaftlichen Betrieb zusätzliche Planungs- und Absatzsicherheit. Das finanzielle Risiko und die Verantwortung lastet nicht auf einzelnen Personen, sondern wird auf vielen Schultern verteilt - ganz im Sinne unserer Mission: “Gemeinsam Landwirtschaft gestalten!”.
Gibt es noch mehr Solawis, die als Genossenschaft organisiert sind?
Ja, die gibt es. Die erste, genossenschaftliche Solawi war das Kartoffelkombinat in München, mittlerweile gibt es über 15 Solawi-Betriebe mit dieser Rechtsform. Sie bilden eine eigene Arbeitsgruppe im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und haben eine gemeinsame Website, auf der sich alle Höfe und Gärtnereien mit Videos und Podcasts vorstellen. Wir vom WirGarten e.V. sind natürlich auch Mitglied dieser Arbeitsgruppe!
Sind Genossenschaften nicht ein bisschen verstaubt?
Leider ist die Rechtsform ein bisschen in die Jahre gekommen - oder zumindest noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Deshalb unterstützen wir die Initiative #GenoDigitalJetzt, die unser Vorstand Matti mitinitiiert hat. Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen, Genossenschaften und Unternehmen setzen wir uns dort z.B. für digitale Genossenschaftsbeitritte und hybride Generalversammlungen ein.
Du benötigst mehr Informationen oder möchtest wissen, wie du konkret eine Solawi als Genossenschaft gründen kannst?
Wer bereits sicher ist, eine genossenschaftliche Solawi gründen zu wollen, findet in unserem kostenfreien Praxishandbuch einen umfangreichen Leitfaden für Gründung, Aufbau und Führung einer GemüseGenossenschaft - inklusive Kapiteln zur Gründungsversammlung, Mitgliedergewinnung oder Finanzierung.
Das Handbuch ist auch Basis für das WirGarten-System, mit dem wir dich von Stunde 0 an bei der Gründung eines genossenschaftlichen WirGartens unterstützen - durch Beratung, Marke, IT und tolle Systempartner!
Und für Bestandsbetriebe, die sich vorstellen können, eine Genossenschaft zu werden, bieten wir eine kostenfreie Kompaktberatung an!
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